Wir eröffnen mit eAutoPowr eine neue Dimension von Traktorbetriebsweisen

Elektrische Getriebe kamen für Landmaschinen lange nicht infrage. eAutoPowr ändert das. Warum es jetzt soweit ist und welche Vorteile Anwender davon haben, erklärt euch Professor Dr. Peter Pickel, stellvertretender Direktor des John Deere European Technology and Innovation Center in Kaiserslautern.

Interview: Die Magaziniker / Fotos: John Deere

Herr Professor Pickel, das neue Traktorgetriebe AutoPowr hat John Deere beim Innovation Award auf der AGRITECHNICA 2019 die Goldmedaille der DLG eingebracht. Was ist so innovativ daran?

Prof. Pickel: Die Elektrik! Beim heutigen Traktorgetrieben erreichen wir die stufenlose Verstellbarkeit durch die Leistungsübertragung auf zwei Pfaden, einem mechanischen und einem hydrostatischen. Der größere Teil der Leistung wird beim mechanisch-hydrostatischen Getriebe mechanisch übertragen. Die Leistung, die zum Verstellen notwendig ist, kommt über den hydrostatischen Pfad.

Beim eAutoPowr haben wir diesen Verstellpfad mit zwei permanenterregten Synchronmotoren elektrifiziert. Denn elektrische Antriebe zeichnen sich durch einen deutlich höheren Wirkungsgrad aus. Hinzu kommt, dass sie praktisch verschleißfrei sind und es, anders als bei hydrostatischen Antrieben, niemals kritische Leckagen auftreten können.

Wenn der elektrische dem hydrostatischen Antrieb so viel voraushat – warum kommt er erst jetzt?

Die Hydraulik hat auch Vorteile: Immer dann, wenn es um lineare Bewegungen geht. Für Rotationen ist die Elektrik aber einfach besser. Dass das erst jetzt von uns genutzt wird, liegt an der technischen Entwicklung: Elektrisch angetriebene Landmaschinen gab es schon im späten 19. Jahrhundert. Da der Verbrennungsmotor eine sehr hohe Energiespeichermöglichkeit hat, geriet die Elektrik jedoch in Bezug auf Landmaschinen im 20. Jahrhundert in Vergessenheit. Leistungsverzweigte Getriebe in kompakter Bauform finden sich seit Anfang der 1990er-Jahre im Traktor – aber eben mechanisch-hydrostatische.

In den vergangenen 25 Jahren wurden dann aber massive Fortschritte bei den elektrischen Maschinen und in der Leistungselektronik erzielt. Die permanenterregten Synchronmotoren, die wir beim eAutoPowr einsetzen, bieten eine enorme Leistungsdichte und die Leistungselektronik ist inzwischen kompakter und kostengünstiger.

Was bedeutet das für die Anwender?

Wir eröffnen eine völlig neue Funktionalität im Traktorbetrieb. Durch den minimalen Verschleiß der Elektronik haben Traktorbesitzer weit weniger Wartungszeiten. Die Effizienz des eAutoPowr macht zudem zwei elektrische Schnittstellen am Traktorheck möglich. Sie versorgen Anbaugeräte mit bis zu 100 Kilowatt. Nehmen wir zum Beispiel die typische Anwendung Gülle: Für das Güllefass braucht man eine hohe Zugleistung. Durch Power-Off-Boarding werden die beiden hinteren Achsen angetrieben. Damit verringert sich der Schlupf und Anwender sparen fünf bis zehn Prozent Treibstoff. Zudem bringen sie mehr Zugkraft auf den Boden und können noch ein Bodenbearbeitungsgerät anhängen. So sparen Sie einen kompletten Arbeitsgang, Arbeitszeit und noch mehr Treibstoff.

Wie ist es um die Zukunft von eAutoPowr bestellt?

2021 kommen die Traktoren der Serie 8R mit eAutoPowr auf den Markt. Und dann, so meine Prognose, wird sich die Technologie schnell durchsetzen. Das ist wie beim Auto: Innovationen kommen zuerst bei der S-Klasse zum Einsatz und rieseln dann nach unten durch.

Quelle: JOHN DEERE